Mittwoch, 9. Dezember 2009

Feldforschung








Könnte mir bitte jemand mal schnell die Nummer von Dr. Fuentes geben? Oder weiß jemand, wo man einen Zivildienstleistenden beantragen kann, der mich dann beim Biken anschieben könnte? Ich würde ihm auch bestimmt nicht wegfahren, denn dazu bin ich nicht in der Lage. Entweder meine Beine sind kaputt gegangenen oder sechs Wochen absolute Sportpause machen sich deutlicher bemerkbar als ich im Egozentrismus meiner Selbstüberschätzung angenommen habe. Jedenfalls fahre ich wieder, das ist das positive. Es fühlt sich noch ein bisschen komisch an im rechten Knie. Aber es tut nicht weh. Der linke Oberschenkel dagegen zieht deutlich beim Fahren. Wahrscheinlich gleicht der irgendetwas aus oder ist von den vergangenen arbeitsintensiven (da rechts ja gehumpelt werden musste) Wochen mitgenommen. Egal.
Und das negative: Ich bin so verdammt unfit wie ich es noch nie war. Wie soll ich wieder zur alten Form zurückfinden, die zwar nicht gerade fitgefuckt aber immerhin recht solide war? Werde ich je wieder ein Rennen fahren oder einen Berg hochkommen? Ich glaube nein.
Heute waren es zwei Stunden echtes Biken und gestern waren Bertram und ich beim Spinning. Eine Stunde Intervalle. Immer auf der Stelle zu treten, hat immerhin den Vorteil, dass man nicht merkt, wie langsam man vorwärts käme, wenn man denn vorwärts käme.
Und in der richtigen Welt muss man dann plötzlich beschleunigen (!), nur um einen Trekkingradfahrer zu überholen, der mit Gepäckträger, Schutzblechen und 28“-Rädern auch noch über die Sprunghügel am Max-Planck-Institut rollt. (Ja, heute so erlebt.) Zudem kann man ins Spinning Marathon-Finisher-Trikots anziehen und möglichst gelangweilt aussehen. Das wird im Feld schon schwerer, denn da merkt gleich jeder, wie langsam man vom Fleck kommt, auch mit Marathon-Finisher-Trikot. Und dann sieht man auch plötzlich nicht mehr gelangweilt, sondern irgendwie bleich aus. Eigentlich wollte ich mir sogar die Beine rasieren fürs Spinning, aber ich durfte ja nicht.
Achso: Es kam Post. Langsam aber sich drudeln die Porno-Teile fürs On-One ein. Wenigstens ein bisschen Bike-Freude bleibt mir noch. Als nächstes kommen die Laufräder und dann der Weihnachtsmann. Und ich hab gehört, der hat was dabei.

Freitag, 20. November 2009

Coladosen-Modenschau

Während Christian sein Knie pflegt und sein one-and-only on-one inbred bewundert, sitze auch ich weniger auf dem rad: unter der woche ist es kalt und dunkel im bayrischen wald und die knieschonenden wochenenden sind immer schnell vorbei.

Aber auch ich nutze die zeit mir gedanken über die nächste neuanschaffung im bereich drahtesel zu tätigen. Nach der Testfahrt auf Judiths Fully steht fest: auch hinten muss ein Dämpfer her! Und so sind nach vielem Abwägen und Vergleichen, wieder verwerfen und neu überlegen gerade drei modelle im rennen:

- wohlbekannt, aber eben trotzdem sehr nice: liteville 301

[http://www.liteville.de/t/22_29.html]

- die gesellschaft für zweirad und maschinenbau mit dem helius ac

[http://www.nicolai.net/products/e-frames/e-helius-ac.html]

- und eventuell endorfin, wobei deren neues modell wohl erst noch eine weile auf sich warten lässt, und deshalb auf der hp nur das alte zu bewundern ist: http://endorfinbikes.blogspot.com/

Die Farbe geht selbstverständlich bei allen noch etwas wilder. Schwierig. Nicolai ist natürlich saucool, aber eben auch genauso moneto-intensiv. liteville ist top, fährt halt nur jeder. endorfin wippt angeblich, das alte modell zumindest, und neu gibt es noch nicht.

Kurz und gut: ich weiß nocht nicht was ich will, Alternative Vorschläge sind also willkommen.

Viele Grüße,
Petra

Inzucht



Hier ist Funkstille, denn das Knie zickt immer noch. Das muss natürlich entsprechend kompensiert werden. Also habe ich mir ein Paket aus England kommen lassen. Bald mehr, wenn auch noch die Päckchen mit den passende Teilen da sind...

Dienstag, 27. Oktober 2009

Sorry


So sieht meine Entschuldigung aus, gerade nicht zu fahren.
Vorgestern sind wir, Matthias und ich, mal wieder eine unserer Standardtouren abgeritten. Ungefähr am Wendepunkt der Runde kommt ein relativ anspruchsvoller, steiler Wurzeltrail, der zudem natürlich herbstlich nass war. Munter plaudernd sind wir also in die Abfahrt rein, ich vorneraus und Matthias hinter mir. Wir unterhalten uns gerade über das wirklich penetrante Quietschen der Koolstop-Belege bei Nässe, als es mir auf einer nassen Wurzel den Lenker verdreht.
Naja, der Heimweg war dann nicht mehr so spaßig und der Unfallchirurg meines Vertrauens hat auf einen wohl irgendwie in Mitleidenschaft gezogenen Schleimbeutel verwiesen.
Achso: Letztes Wochenende hätten wir ein Dreistundenrennen am Fuß der Alb fahren können. Die Bedingungen schienen beim Wettercheck auf dem heimatlichen Balkon eher winterlich. Jedenfalls irgendwie subotpimal, um drei Stunden auf einem 5-km-Rundkurs solo im Kreis zu fahren. Also kein Rennen. Man sollte ja auch nicht nur die Heldenstories erzählen.

Dienstag, 6. Oktober 2009

The face of pain


Mit großer Truppe wollten wir den Odenwald-Bike-Marathon (OBM) rocken. Und das taten wir auch – zumindest wenn ein Finish schon als rocken gilt. Petra und Judith hatten für die kleine Runde (30 km, 850 hm) gemeldet, Bertram für die mittlere Runde (60 km, 1.700 hm) und ich Volldepp, na logisch, für die große Schleife (90 km, 2.500 hm). Es war also angerichtet für einen wunderschönen, entspannten Herbstsonntag.
Wir kamen am Samstagabend an der Strecke an und verbrachten die Stunden bis zur Heia mit geschäumtem Gerstensaft und einem Fahrerlager-Kollegen im Camper. Unter sternenklarem Himmel schlummerten wir dem Startschuss entgegen und am Rennmorgen weckte uns die strahlende Herbstsonne. Bereits um neun Uhr, als Betram und Judith an der Strecke ankamen, habe ich schon Armlinge und Beinlinge ausgezogen, weil es zu warm wurde. Auf die äußeren Bedingungen konnte ich es also schon mal nicht schieben!
Um zehn Uhr fiel mein Startschuss, der Rest der Truppe musste wegen der kürzeren Distanzen erst später ran. Die ersten Kilometer verliefen neutralisiert durch den Ort, dann ging es hoch in den Odenwald und bald in die ersten Singeltracks hinein. Die Strecke stellte sich dann als wirklich gelungen heraus: Asphalt fehlte bis auf einen Anstieg gänzlich und in jeder Abfahrt waren ein paar Singeltrack-Passagen untergebracht, die zwar fahrtechnisch nicht im eigentlichen Sinne anspruchsvoll waren, aber einen im Renntempo doch ziemlich durchrüttelten. Mit Plauder-Puls absolvierte ich die erste halbe Runde, gab dann Gas und kam mit entsprechend zufriedenstellender Durchlaufzeit in den Start-/Ziel-Bereich zurück. No Big Deal bis jetzt. Also schnell an der Verpflegungsstation ein bisschen Trockenobst und Isodrinks einverleibt, dazu ein Gel und einen Powerbar und hinein ins ständige Mittelgebirgs-Auf-und-Ab. Selbiges forderte dann auch leider recht schnell seinen Tribut: Der OBM ist ein Rennen, bei dem man nie einen gleichmäßigen Rhythmus findet, ständig geht es über Stiche von 100-200 Höhenmetern hinauf und danach auf Singletracks bergab, die auch nicht gerade zum Entspannen taugen. Der Unterschied zum Ironbike könnte nicht größer sein.
Und offensichtlich liegt meinem wehleidigen Körper das gleichmäßige Gekurbel in den Alpen besser als das Gehetzte durchs Mittelgebirge. Zur Mitte der zweiten Runde nämlich wurde die Sache langsam aber sicher zur Herausforderung. Die Beine begannen, schwer und schwerer zu werden, die Begleiter langsam weniger und im Kopf meldete sich ein pochender Schmerz. Ich hatte Angst, nicht genug getrunken zu haben, schütte also rein, was ging und dennoch verlor ich gleichmäßig an Positionen. Das größte Problem waren die höllischen Kopfschmerzen. Auf den Trails musste ich gehörig Gas rausnehmen, um die Sache halbwegs zu ertragen und meinen Körper in einem Zustand zu bewahren, der eine weitere Runde ermöglichen sollte.
Im Start-/Ziel-Bereich traf ich Petra und Judith wieder, die es beide auf der kleinen Runde ordentlich hatten krachen lassen und sich ziemlich auf den Punkt genau leer fahren konnten. Beide hatten also ordentliche Zeiten eingefahren und, ich denke, eine gehörige Portion Spaß. Nicht so ich, denn die ganze Scheiße musste ich ein weiteres, drittes, Mal durchlaufen. Nach zehn Minuten Regenerationspause und einem weiteren Powergel rang ich mich schließlich zum heroischen Weiterfahren durch, das auf dem langen Uphill-Trail am Beginn der Runde aber erstmal zum Weiterlaufen geriet. Da die Zeitabstände zwischen den Fahrern auf der großen Strecke mittlerweile sehr große waren und der Rest längst unter der Dusche stand oder beim Bier saß, war es eine recht einsame Fahrt durch den Wald, die einfach nicht enden wollte. Irgendwann fand ich einen Leidensgenossen, drückte eine Weile neben ihm die Anstiege hoch und überholte ihn schließlich. Der letzte Berg ging nur noch im Zeitlupen-Wiegetritt mit dickem Gang und kurzem Laufen, dann, nach drei Runden und 5 Stunden 49 Minuten das Ziel. Ich freute mich über anderthalb Iboprofen und ein Tannenzäpfle (habe mal gehört, Schmerzmittel sollen in Verbindung mit Alkohol besser wirken), das ich gleich mit unter die Dusche nahm.
Als die Tabletten zu wirken begannen, ging es mir auch wieder erstaunlich gut. Später holte mich noch mein altes Restless-Legs-Problem ein, doch die Müdigkeit war natürlich stärker.

Montag, 28. September 2009

Back to life

Zurück vom Odenwald Bike Marathon und ein paar Tagen Trails fahren in Finale. Zuerst sechs Stunden Schmerzen, danach sechs Tage Sonne. Fair enough. Bald mehr!

Montag, 14. September 2009

Tag 3,5: 1,0 Trails

Hach, wie war es schön idyllisch: Unter blauem Himmel, umspielt von lieblicher Morgensonne, umgeben von sattgrünen Wisenhängen ...


...rissen wir uns den Arsch auf, um auf das Zeblasjoch hochzukommen, dass es schon wieder keine Freude war. Nach zwei Stunden waren wir trotzdem oben und querten über die Viderjöcher (wie eigentlich lautet der korrekte Plural von "Joch", meine Damen und Herren?) zum Idjoch. Zwischendrin nahmen wir mit dem Gipfel des Greitspitz noch schnell den höchsten Punkt der Tour mit (irgendetwas über 2.800 m). Aber damit das klar ist: Nur Matthias hat es für nötig befunden, sein Velo bis zu dem Holzkreuz hochzuschleppen und es danach den Wanderweg wieder runterzutragen, nur um es mit auf dem Foto zu haben. Ich hab den Bock schön unten stehen lassen.


Am Idjoch angekommen, bogen wir auf die schon vom letzten Rennen bekannte Strecke des Ischgl Ironbike ein und folgten dem Hans Rey Trail ins Tal.


Zur besten Zeit für ein Abschlussessen und ein Abschlussbierchen beendeten wir den halben Biketag, freuten uns über die geglückte Tour und fanden in Matthias' MP3-Speicher ein Manowar-Album zur Kompensation der zurückgelassenen Singletrails (always gotta maintain the erection!). Schee war's!



Als nächsten kommt der Odenwald-Marathon. Urgh...

Freitag, 11. September 2009

Tag 3: Durch die Schlucht

Auf in den dritten Tag! Durch's Val d Uina ins Engadin und dann hoch nach Samnaun, so lautete der Plan. Und das bedeutete in der Umsetzung erstmal eine beachtliche Auffahrt zum Schliningpass. Über eine angenehm zu fahrende, da Auto-leere, Teerstraße und über einen weniger angenehmen Schotterweg, da saumäßig steil und am Ende nur noch schiebender Weise zu bewältigen, erreichten wir am späten Vormittag die Sesveannhütte. Vor vielen Jahren haben wir hier einmal übernachtet, doch heute füllten wir nur schnell die Trinkflaschen auf und machten uns über die Hochebene
rund um den Schliningpass auf den Weg in die spektakuläre Val d Uina-Schluchtengalerie.


Kurz vor deren Beginn trafen wir auf eine ziemlich ratlose Alpencrosser-Truppe. Einer ihrer Mitfahrer hatte es irgendwie geschafft, sein Vorderrad in Anlehnung an einen Kartoffelchip zu verformen. Da ging echt gar nichts mehr, die Felge war an zwei
Stellen sogar durch die Verformung gerissen und auch Matthias, der zwei Tage zuvor am Fimberpass einem namenlosen Alpencrosser noch einen gehörigen Achter rauszentriert hatte, konnte da nichts mehr machen. Was eigentlich passiert war, konnte uns der Betroffene nicht so richtig erklären, ein blutiges Knie und der Schmutz auf Trikot und Hose deuteten aber auf eine ordentliche Bodenprobe hin. Wir schickten die Truppe also rüber zur Sesvennahütte, in der Hoffnung, der Wirt oder jemand vom Hüttenpersonal könnte den Kartoffelchip-Mann mit dem Jeep ins Vinschgau
runter fahren, und machten uns selbst auf den Abstieg durch die Klamm. Wir sind hier beide schon einige Male zuvor durchgekommen, insofern war der Weg nichts neues für uns -- beeindruckend ist der Weg durchs Val d Uina dennoch jedes Mal wieder!


Unten im Engadin hauten wir erstmal Pasta mit Tomatensoße rein, während das Restaurant von einer geführten Touren-Gruppe, Veranstalter Bike-Alpin, geentert wurde. Wir zählten 12 Biker. Wieviele Höhenmeter kann man sich da pro Tag vornehmen, um vor Einbruch der Dunkelheit das Quartier zu erreichen? 500? Jedenfalls kann ich mir lebhaft vorstellen, wie alle drei Meter jemand aufs Klo muss, ein Foto machen will oder sich umziehen muss, weil es wahlweise zu heiß oder zu kalt ist.
Der Rest des Tages verlief deutlich unspektakulärer als der Vormittag. Es ging einen guten Batzen Kilometer über Schotter und dann über die Straße am Inn entlang, bevor wir uns an die Asphalt-Auffahrt nach Samnaun machten. Matthias war recht schnell außer Sichtweite, aber ich ließ mich nicht stressen, sondern kurbelte ruhig meines Weges. Nach diversen Höhenmetern belohnten wir uns mit dem üblichen Sportlermenü (Pizza + Hefeweizen), machten noch schnell den weltschlechtesten Fernsehshows irgendwo zwischen RTL und Pro7 unsere Auwartung und entschlummerten mit der traurigen Gewissheit, dass es das schon fast wiedereinmal war.

Freitag, 4. September 2009

Tag 2: Drei Pässe und zwei Trails

Es brach der zweite Tag unserer Tour an. Die Bilanz des Morgens: Zwar brauchbar genächtigt im Himmelbett, doch das Frühstück mehr als dürftig. Also schnell weg aus der Bude und auf zum ersten großen Programmpunkt des Tages: dem Val Mora. Dem Wetter entsprechend in Regenjacke und Regenhose gewandet erreichten wir den Trail hinunter zum Lago Concano in der Lombardei. Diese Abfahrt ist mal wirklich spaßig: Ein kleiner Schotterpfad zieht sich wie eine Achterbahn am Bachbett lang. Alles anderen als fahrtechnisch anspruchsvoll – aber bester Cruiser-Spaß.


Kurz vor Mittag hatten wir den Abzweig zur Bocchetta di Forcola erreicht. Ein Truppe Ösis versuchte sich noch an psychologischer Kriegsführung („Jo, do geht’s aber ganz schee aufi, Burschen!“ – Ach echt? Und ich dachte schon, ich hätte vielleicht doch lieber das Fixie mitnehmen sollen!), doch dank der am Frühstücksbuffet geklauten Schinkenwecken und einem halben Powerbar passte der Blutzuckerspiegel wieder zur Motivation und so schraubten wir uns langsam aber sicher den alten Militärweg höher und höher empor.
Was soll ich sagen – es ging ganz schön in die Beine und so mussten wir beide diverse Höhenmeter zu Fuß bewältigen. Wie das bei den meisten Pässen so der Fall ist, waren wir aber auch auf diesem irgendwann oben – und fanden uns direkt auf der Alpenfront des ersten Weltkrieges wieder. Die Bocchetta di Forcola wurde damals von italienischen Alpinisti erschlossen, die hier oben einen Schützengraben sowie eine kleine Kaserne in die Einöde gestellt haben, um die am Stilfserjoch gegenüber in Stellung gegangnen österreichischen Kaiserjäger unter Kontrolle zu behalten. Damals gehörte das Vinschgau als Teil Südtirols ja zu Österreich-Ungarn, weshalb sich nur wenige Kilometer von der Bocchetta di Forcola entfernt an der Dreisprachenspitze die Schweiz, Italien und Österreich trafen (Fußnote 1: Jene Ecke der Schweiz ist rätoromanisch geprägt, daher auch der Name DREIsprachenspitze). Weil das Stilfserjoch und der Ortlergipfel auch nicht weit sind, wurde die ganze Angelegenheit als strategisch wichtig eingestufte. Und so regierte hier oben in der Einöde eben die Brutalität. Weniger brutal sondern ohne größere Probleme fahrbar (was eine bekackte Überleitung!) war dann der Trail hinunter zum Umbrailpass, wo wir auf die Stilfserjochstraße einbiegen konnten.


Auf der Passhöhe oben am Stilfserjoch hauten wir uns erstmal Sportlernahrung rein,...


...bevor wir auf der Straße ins Vinschgau hinunter mal so eben 2.000 Höhenmeter platt machten. Da mag das Biker-Herz bluten, doch zur Entschuldigung sei gesagt, dass der Goldseetrail als Offroad-Alternative nun mal bekanntlicher Maßen gesperrt ist und wir außerdem langsam Zeitdruck bekamen.


Ungezählte Serpentinen später waren wir also im Vinschgau und der Biketag auch mal wieder schon zu Ende.

Mittwoch, 2. September 2009

Tag 1: Per Powegel ins Himmelbett

So, dann wollen wir mal vom ersten Tag berichten. Den nullten, also die Anreise, können wir uns ja wohl sparen.
Es wurde also endlich Morgen, ich hatte wie immer vor Vorfreude schlecht geschlafen und gleich stellten wir mal klar, dass wir hier auf echtem Männertrip sind, wo Erholung und Komfort nichts zu suchen haben. Also Aufstehen gegen halb sieben, ein Frühstück und dann um kurz vor acht in den Sattel. Wir beamten uns mit frischen Beinen auf den Fimberpass (2608 Meter) und konnten auf dem Hammer-Trail bergab echt mal hammer-viel fahren (ich erinnere mich an unseren ersten Alpencross 2001 – da sind wir mit Raceschuhen im strömenden Regen da runter gelaufen!).

Es war elf, als wir auf der Engadiner Seite den Fahrweg erreichten. Der aber ist langweilig und so machten wir uns auf die Suche nach einer unserem Heldenmut adäquaten weiteren Trailabfahrt in Richtung Scoul. Diese Scheißidee hat dann leider mal so richtig Zeit gekostet, aber der wacklige Gang über zwei Original-Indiana-Jones™-Hängebrücken hat entschädigt.

Im Engadin unten gab es Cola, Rhabarberkuchen und Schinkenwecken sowie die nächsten Orientierungsprobleme. Mann, wir waren echt zu doof, die Straße nach S-Charl hoch zu finden. Irgendwie kamen wir dann doch mal dort an und haben es sogar noch geschafft, diesen Poser auf dem Cannondale-Scalpel mit Lefty, rasierten Beinen aber dafür ohne Gepäck abzuziehen. Ich fand, wir sind so gut!
Damit hatte es sich dann aber auch schnell wieder. Der Höhenmeterzähler hatte nämlich längst die 2000er-Marke überschritten und es ging weiter und weiter hoch zum Pass da Costainas (rd. 2200 m). Ich muss zugeben, ich war bedient.

Ein Powergel und die Aussicht auf Hefeweizen und Pizza im Münstertal brachten mich über den Berg. Wir haben dann aus schwäbischer Geizigkeit auch nur fünf Hotels verglichen (OK, ich war es diesmal, der rumgezickt hat… :-)) und mussten doch 50 Euro zahlen. Dafür hatten wir ein Himmelbett, flauschige Handtücher und ein hübsches Badezimmer. Wie war das noch mal mit dem Männerurlaub? Naja, wir werden ja auch nicht jünger.

Dienstag, 1. September 2009

Ischgl Iron Bike, noch einmal

Nun will ich also die Gelegenheit nutzen, diesen unseren Blog auch mit ein paar Worten zu bereichern:
Zu Ischgl kann ich berichten, dass ich in der im Vergleich zur Langdistanz zugegebenermaßen konkurrenzleichteren Umgebung auf Platz 21 von 59 ins Ziel kam. Inklusive heruntergesprungener Kette – die ich mit Gewaltanwendung zwischen Ritzelpaket und Rahmen herausgezerrt habe. Also fast vorderes Drittel. Ich bin mächtig stolz. Und es lässt hoffen für den anstehenden Marathon im Odenwald: denn im Gegensatz zu Sis war ICH dieses mal diejenige, die überholt hat, statt andauernd überholt zu werden. Und das auch noch von Menschen, die nur einen Gang benutzen. Ein großer Motivationsschub also.

Erzählenswert (oder : Angebenswert!) ist noch folgende Episode: Auf dem Weg nach oben ist keuchend ein männlicher Mitbewerber meines Alters unterwegs, der als ich heranfahre von sich gibt:
„Puh, keuch, man fragt sich, schnauf usw., warum man sich das antut“.
Ich spare noch Reserven – bin Sis-traumatisiert und will die Abfahrt auf keinen Fall ohne Konzentration machen.
Ich antworte: Immer an den Ruhm danach denken.
Er: „Eigentlich wollt eich ja die mittlere Runde fahren“
Ich, neben ihm herfahrend: „hmmmh“
Er: „Aber mir liegt mein Frühstück irgendwie im Magen“
Ich, neben ihm herfahrend: „Ah“
Er: „Und wahrscheinlich war der Marathon den ich letzte Woche gefahren bin auch nicht gerade zuträglich“
Ich: „Hei, das gilt nicht als Ausrede. Ich bin letzte Woche ein Nachtrennen gefahren. Also dann viel Spaß noch“ – Kette rechts, gewunken, die letzten 2 Serpentinen nach oben Gas gegeben, Triumph gefeiert!

Ende September haben wir eine Woche Urlaub eingeplant. Es soll nach Norditalien gehen. Ich will Meer, Fahrrad fahren und gutes Essen.

Bis dahin!

Sonntag, 30. August 2009

Burning muscles, feel the pain




Wir sind zurück und es war geil. Der Tourverlauf ist ja schon im letzten Posting aufgelistet, und so haben wir es nun konkret umgesetzt:

Tag 0: Anreise nach Ischgl, 0 km, 0 hm
Tag 1: Ischgl - Fimberpass - Scoul (Unterengadin) - Pass da Costainas - Sta. Maria (Münstertal), 77 km, 2.500 hm
Tag 2: Sta. Maria - Döss Radond - Val Mora - Lago Concano (Lombardei) - Bocchetta di Forcola - Umrailpass - Stilfserjoch - Laatsch (Vinschgau), 84 km, 2.200 hm
Tag 3: Laatsch - Sesvennahütte - Schliningpass - Val d'Uina - Sur En (Unterangadin) - Samnaun, 65 km, 2.300 hm
Tag 4: Samnaun - Zeblasjoch - Greitspitz - Idjoch - Ischgl, 22 km, 1.200 hm

Macht dann zusammen 248 km und 8200 Höhenmeter.
Das faszinierende an der Tour war der unglaubliche Abwechslungsreichtum auf diesem kleinen Raum. Um das Dreiländereck herrscht wirklich in jedem Tal eine andere Atmosphäre, was sich natürlich v.a. an den unterschiedlichen Sprachgebieten bemerkbar macht. Mittags um drei noch auf 2.700 Metern im Nieselregen in der Schuttwüste an der Bochetta di Forcola stehen und von den alten Militäranlagen auf die Ortlergletscher blicken - und abends bei 25 Grad unten im Vinschgau zwischen den Apfelplantagen eine leckere Pizza vertilgen: Das sind Gegensätze!
Also, Stoff für Postings ist genug da und wir rollen das jetzt in den nächsten Tagen mal ein bisschen auf.

Sonntag, 23. August 2009

Auf in den Sattel!



Wir wären dann mal ne Woche weg. Matthias und ich machen uns auf in die Alpen, um altbekanntes und neues unter die Stollen zu nehmen. Hier die Eckpunkte:

Start in Ischgl - Fimberpass - Pass da Costainas - Val Mora - Boch. di Forcola - Umbrailpass - Stilfser Joch - Vinschgau - Sesvennahütte - Val d'Uina - Samnaun - Zeblasjoch - Palinkopf - Ischgl. Zeit: Vier Tage.

Ich freue mich auf die Tour, v.a. weil es verdammt noch mal viel zu lange her ist, seitdem ich mit Matthias was anderes, als die (zugegebener Maßen auch nicht zu verachteten) Schwarzwaldberge unter die Stollen genommen habe. Der Rucksack ist mit minimaler Ausrüstung gepackt, Powergel ist noch vom Marathon übrig und der Bock wird schon halten.

Das obige Bild stammt übrigens auch von einer netten kleinen Runde: Karwendel im Frühjahr, aufgenommen an der Falkenhütte.

Wir sehen uns,
cfö

Donnerstag, 13. August 2009

Alpen-Racing

Bilder durch Draufklicken größer :-)

Auf der Schlussabfahrt nach Ischgl


Anstieg zur Idalpe

Ischgl Ironbike – schon irgendwann vor ein paar Jahren wollte ich da mitfahren. Zu der Zeit, als ich noch fit war, also in der Zeit, an die ich jetzt anzuknüpfen versuche. Naja, dachte ich mir, wenn es mit den Beinen noch nicht so ganz klappt, kann ich ja schon mal damit anfangen, das nachzuholen, was ich damals nicht auf die Reihe gebracht habe.
Genug der Philosophie, Petra überzeugt, angemeldet, Kohle gezahlt und Freitag (das Rennen war am Samstag) nach Ischgl runter gefahren. Da Petra von unserem Außenposten Straubing im bayrischen Wald samt dem schönen neuen Auto anreisen sollte und ich in der Rockbunny-Zentral e in Stuttgart ohne Auto saß, war das diesmal nicht ganz so easy. Dank des IBC-Forums konnte ich dann bei Uwe aus dem IBC-DIMB-Racing-Team mitfahren – schönen Dank nochmal an dieser Stelle und sorry für die Aktion mit der liegen gelassenen Satteltasche, die uns eine halbe Stunde gekostet hat.
Der Start zum Rennen war das pure Schaulaufen von Scott Scales, rasierten Beinen und Trikots, deren Aufdrucke zu dem passen, was auf dem Rahmen steht. Ich bekam es also mit der Angst zu tun – und die Tatsache, dass es ja dummerweise eine Karenzzeit zu bewältigen gab, hat nicht gerade zu meiner Beruhigung beigetragen. Flott, aber nicht zu flott ging das Rennen los. Hoch zur Lareinalm, kurze Trailabfahrt im Marathon-in-der-ersten-Rennhälfte-Modus (also im Stau) und auf dem großen Blatt durchs Tal zurück. Schnell während der Fahrt ein Powergel reingedrückt, erfolgreich gegen den daraufhin einsetzenden Brechreiz gekämpft, und schon war das Zeitlimit geschafft. Die Taktik war klar: Die große Runde mit den 3.800 Höhenmetern kann mich mal, ich fahr lieber Vollgas und dafür nur die mittlere Runde mit halb so vielen (angegeben: 48 km, 2.050 Hm).
Sausteil ging die Strecke von Ischgl hoch ins Skigebiet zur Idalpe. Die tausend Höhenmeter habe ich mir mit einem Haibike-Händler aus Singen und Uwe von IBC-DIMB vertrieben, den ich an der Verpflegungsstation wiedertraf. Mittlerweile hatten sich meine Nerven auch wieder beruhigt: Carbon unterm Arsch und Muskelöl auf den Beinglatzen heißt noch lange nicht, bergauf auch schneller zu sein.
Irgendwann war dann die letzte Verpflegungsstation erreicht, ich drückte Banane und Cola rein und gab auf dem Weg zur Velillscharte, mit knapp 2.600 Metern der höchste Punkt des Rennens, nochmal alles. Die Rechnung ging genau auf: Ich konnte mich bis oben komplett leer fahren und bin gleichzeitig während des Rennens nicht über meine freilich recht engen Grenzen gekommen. Ein Blick auf die Uhr: 3,5 Stunden unterwegs – das könnte eine Zeit unter vier Stunden werden! Also bergab schnell noch ein bisschen überholt, bis mich dann die ersten beiden der großen Runde einholten und überholten. Im erweiterten Windschatten des Zweitplatzierten war ich nochmal richtig motiviert. Im großen Kettenblatt durch den Dorftunnel geballert und schon war das Ziel erreicht. 3:53 h und ein grandioser Platz 191. Egal, denn es hat Spaß gemacht: Kurzweilige Strecke mit schöner Schlussabfahrt (Trail in der erste Hälfte), brauchbare Beine und für ein paar nette Schwätzchen im Rennen hat es auch noch gelangt.
Noch ein paar Worte zum Material: Ich bin die Reifenkombi aus Schwalbe Nobby Nic 2,25“ vorne und Fat Albert 2,25“ hinten gefahren und war damit eigentlich heillos übermotorisiert. In der einzigen kritischen Situation, als mir in einer der unteren Serpentinen der Schlussabfahrt das Vorderrad ausbrach, hat der Nobby Nic allerdings auch nichts mehr genützt. Vor dem Rennen habe ich noch auf KoolStop-Belege gewechselt, was sich in einer gefühlten Steigerung der Bremsleistung um 150% bemerkbar machte, und meine aktuelle Cockpit-Kombination aus Race-Face LowRiser und kurzen Hörnchen will ich wirklich nicht mehr missen. Ergonomisch klasse, sportliche Position und bergab die nötige Sicherheit!

Guitar Gangsters and Cadillac Blood,
cfö

Sonntag, 9. August 2009

Warten auf das Licht

Start zum Sonnenuntergang, Zielschluss bei Sonnenaufgang und zwischendrin: Trails, Staub, Höhenmeter und vor allem eins: Dunkelheit und Einsamkeit. Wer meint, "Schlaflos im Sattel" im Pfälzer Wald sei eine Veranstaltung für vollständig Durchgeknallte liegt genau richtig. Klar, dass wir da mal wieder nicht fehlen durften.
Petra und ich als "Schlafentzug statt Schlafanzug I" und Judith und Bertram als Team Nummer zwei gingen in der Mixed-Klasse auf Rundenjagd. Und das gar nicht mal so unambitioniert. SiS ist zwar eine Veranstaltung mit jeder Menge Spaß und Lässigkeit, aber in der Nacht wird mindestens in der Hälfte des 400 Köpfe starken Feldes gefahren wie in der Hölle.
Es war so: Bertram und ich auf Runde eins, volles Rohr und immer an der Grenze zum Kotzen. Irgendwo im vorderen Drittel ging es über die zum Teil neue Strecke (ein neuer, sehr netter Trail war im Vergleich zum Vorjahr dabei), danach kamen die Mädels an die Reihe. Petra und ich haben uns dann wie vorher taktisch zurecht gelegt im Rhythmus 2:1 durchgewechselt - und lagen plötzlich auf dem dritten Platz der Mixed-Klasse, eine Stunde später aber nur noch auf dem vierten. Das musste sich ändern. Entsprechend mussten wir leiden. Die Nacht dauerte und dauerte und spätestens um drei Uhr morgens war die Sache dann zu einer recht zähen Angelegenheit geworden.
Unsere Ambitionen wurden leider in sekundenschnelle pulverisiert: Heftiger Abflug in ungezählter Runde. Bis wir Knochen und Material sortiert hatten, ging die Sonne auf und ich machte mich zusammen mit diversen anderen auf den Weg ins Licht. Am Ende war's Platz sechs nach 11 Runden. Zusammengerechnet gibt das dann, glaube ich, gute 120 Kilometer und 2.800 Höhenmeter. Gar nicht schlecht, aber echt gut, dass der Scheiß vorbei ist. Nächstes Jahr, das schwöre ich, gehen wir da nur zum Biertrinken hin.