Kurz vor Mittag hatten wir den Abzweig zur Bocchetta di Forcola erreicht. Ein Truppe Ösis versuchte sich noch an psychologischer Kriegsführung („Jo, do geht’s aber ganz schee aufi, Burschen!“ – Ach echt? Und ich dachte schon, ich hätte vielleicht doch lieber das Fixie mitnehmen sollen!), doch dank der am Frühstücksbuffet geklauten Schinkenwecken und einem halben Powerbar passte der Blutzuckerspiegel wieder zur Motivation und so schraubten wir uns langsam aber sicher den alten Militärweg höher und höher empor.
Was soll ich sagen – es ging ganz schön in die Beine und so mussten wir beide diverse Höhenmeter zu Fuß bewältigen. Wie das bei den meisten Pässen so der Fall ist, waren wir aber auch auf diesem irgendwann oben – und fanden uns direkt auf der Alpenfront des ersten Weltkrieges wieder. Die Bocchetta di Forcola wurde damals von italienischen Alpinisti erschlossen, die hier oben einen Schützengraben sowie eine kleine Kaserne in die Einöde gestellt haben, um die am Stilfserjoch gegenüber in Stellung gegangnen österreichischen Kaiserjäger unter Kontrolle zu behalten. Damals gehörte das Vinschgau als Teil Südtirols ja zu Österreich-Ungarn, weshalb sich nur wenige Kilometer von der Bocchetta di Forcola entfernt an der Dreisprachenspitze die Schweiz, Italien und Österreich trafen (Fußnote 1: Jene Ecke der Schweiz ist rätoromanisch geprägt, daher auch der Name DREIsprachenspitze). Weil das Stilfserjoch und der Ortlergipfel auch nicht weit sind, wurde die ganze Angelegenheit als strategisch wichtig eingestufte. Und so regierte hier oben in der Einöde eben die Brutalität. Weniger brutal sondern ohne größere Probleme fahrbar (was eine bekackte Überleitung!) war dann der Trail hinunter zum Umbrailpass, wo wir auf die Stilfserjochstraße einbiegen konnten.
Auf der Passhöhe oben am Stilfserjoch hauten wir uns erstmal Sportlernahrung rein,...
...bevor wir auf der Straße ins Vinschgau hinunter mal so eben 2.000 Höhenmeter platt machten. Da mag das Biker-Herz bluten, doch zur Entschuldigung sei gesagt, dass der Goldseetrail als Offroad-Alternative nun mal bekanntlicher Maßen gesperrt ist und wir außerdem langsam Zeitdruck bekamen.
Ungezählte Serpentinen später waren wir also im Vinschgau und der Biketag auch mal wieder schon zu Ende.
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