Mit großer Truppe wollten wir den Odenwald-Bike-Marathon (OBM) rocken. Und das taten wir auch – zumindest wenn ein Finish schon als rocken gilt. Petra und Judith hatten für die kleine Runde (30 km, 850 hm) gemeldet, Bertram für die mittlere Runde (60 km, 1.700 hm) und ich Volldepp, na logisch, für die große Schleife (90 km, 2.500 hm). Es war also angerichtet für einen wunderschönen, entspannten Herbstsonntag.
Wir kamen am Samstagabend an der Strecke an und verbrachten die Stunden bis zur Heia mit geschäumtem Gerstensaft und einem Fahrerlager-Kollegen im Camper. Unter sternenklarem Himmel schlummerten wir dem Startschuss entgegen und am Rennmorgen weckte uns die strahlende Herbstsonne. Bereits um neun Uhr, als Betram und Judith an der Strecke ankamen, habe ich schon Armlinge und Beinlinge ausgezogen, weil es zu warm wurde. Auf die äußeren Bedingungen konnte ich es also schon mal nicht schieben!
Um zehn Uhr fiel mein Startschuss, der Rest der Truppe musste wegen der kürzeren Distanzen erst später ran. Die ersten Kilometer verliefen neutralisiert durch den Ort, dann ging es hoch in den Odenwald und bald in die ersten Singeltracks hinein. Die Strecke stellte sich dann als wirklich gelungen heraus: Asphalt fehlte bis auf einen Anstieg gänzlich und in jeder Abfahrt waren ein paar Singeltrack-Passagen untergebracht, die zwar fahrtechnisch nicht im eigentlichen Sinne anspruchsvoll waren, aber einen im Renntempo doch ziemlich durchrüttelten. Mit Plauder-Puls absolvierte ich die erste halbe Runde, gab dann Gas und kam mit entsprechend zufriedenstellender Durchlaufzeit in den Start-/Ziel-Bereich zurück. No Big Deal bis jetzt. Also schnell an der Verpflegungsstation ein bisschen Trockenobst und Isodrinks einverleibt, dazu ein Gel und einen Powerbar und hinein ins ständige Mittelgebirgs-Auf-und-Ab. Selbiges forderte dann auch leider recht schnell seinen Tribut: Der OBM ist ein Rennen, bei dem man nie einen gleichmäßigen Rhythmus findet, ständig geht es über Stiche von 100-200 Höhenmetern hinauf und danach auf Singletracks bergab, die auch nicht gerade zum Entspannen taugen. Der Unterschied zum Ironbike könnte nicht größer sein.
Und offensichtlich liegt meinem wehleidigen Körper das gleichmäßige Gekurbel in den Alpen besser als das Gehetzte durchs Mittelgebirge. Zur Mitte der zweiten Runde nämlich wurde die Sache langsam aber sicher zur Herausforderung. Die Beine begannen, schwer und schwerer zu werden, die Begleiter langsam weniger und im Kopf meldete sich ein pochender Schmerz. Ich hatte Angst, nicht genug getrunken zu haben, schütte also rein, was ging und dennoch verlor ich gleichmäßig an Positionen. Das größte Problem waren die höllischen Kopfschmerzen. Auf den Trails musste ich gehörig Gas rausnehmen, um die Sache halbwegs zu ertragen und meinen Körper in einem Zustand zu bewahren, der eine weitere Runde ermöglichen sollte.
Im Start-/Ziel-Bereich traf ich Petra und Judith wieder, die es beide auf der kleinen Runde ordentlich hatten krachen lassen und sich ziemlich auf den Punkt genau leer fahren konnten. Beide hatten also ordentliche Zeiten eingefahren und, ich denke, eine gehörige Portion Spaß. Nicht so ich, denn die ganze Scheiße musste ich ein weiteres, drittes, Mal durchlaufen. Nach zehn Minuten Regenerationspause und einem weiteren Powergel rang ich mich schließlich zum heroischen Weiterfahren durch, das auf dem langen Uphill-Trail am Beginn der Runde aber erstmal zum Weiterlaufen geriet. Da die Zeitabstände zwischen den Fahrern auf der großen Strecke mittlerweile sehr große waren und der Rest längst unter der Dusche stand oder beim Bier saß, war es eine recht einsame Fahrt durch den Wald, die einfach nicht enden wollte. Irgendwann fand ich einen Leidensgenossen, drückte eine Weile neben ihm die Anstiege hoch und überholte ihn schließlich. Der letzte Berg ging nur noch im Zeitlupen-Wiegetritt mit dickem Gang und kurzem Laufen, dann, nach drei Runden und 5 Stunden 49 Minuten das Ziel. Ich freute mich über anderthalb Iboprofen und ein Tannenzäpfle (habe mal gehört, Schmerzmittel sollen in Verbindung mit Alkohol besser wirken), das ich gleich mit unter die Dusche nahm.
Als die Tabletten zu wirken begannen, ging es mir auch wieder erstaunlich gut. Später holte mich noch mein altes Restless-Legs-Problem ein, doch die Müdigkeit war natürlich stärker.
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