Sonntag, 27. Juni 2010

Im Zeichen der Wurst

Das Futter:

Das Motto:

Das Arbeitsgerät:

Der Bus:

Die Truppe:

Die Dienstkleidung:

„Red Banger Racing“ ist nach einer roten Wurst benannt, die auf einem Alpencross vor vielen Jahren ihren Weg durch Svens Körper rückwärts fand. Und Sven soll nicht der einzige sein, der in diesem Posting kotzen muss.
Ich hatte also die Ehre, mit den Jungs von Red Banger Racing rund um die alten Bekannten Bertram und Urs im Acht-Mann-Team das 24 Stunden Rennen im Münchner Olympiapark zu fahren. Und weil ich so was schon immer mal machen wollte, habe ich natürlich nicht Nein gesagt.
Die Dinge nahmen also ihren Lauf: Standesgemäß leiteten wir das Rennwochenende mit Carboloading in der Breitensportvariante ein, soll heißen: ein gediegenes Pre-Race-BBQ in Urs’ und Sarahs Garten mit ausreichend Hellem.
Als wir bemerkten, auf der offiziellen Starterliste vergessen worden zu sein, hofften wir kurz, doch nicht fahren zu müssen. Dies erwies sich jedoch als frommer Wunsch und so durfte Urs den Teambus doch direkt in die Ostkurve des Olympiastadions stellen, umgeben von Menschen mit eigenen Physiotherapeuten, mitgebrachten Massageliegen und Spinning-Bikes (nein, keine simplen Rollen, ganze Spinningräder) zum Warmfahren. Also genau unser Klientel. Sarah stellte das Radler kalt und wir fühlten uns wie zu Hause.
Um 11.30 Uhr ging dann das Rennen los. Klaus startete und ich stellte mich in die Wechselzone. Sehr nette Menschen dort. Der Durchschnittssportler hatte hier mit Ellbogen und reichlich Verbalattacken zu arbeiten, bis der Teampartner durchs Marathontor in die Wechselzone kam. Dann schnell aufgesprungen, noch ein, zwei Nettigkeiten ausgetauscht („Jetzt mach schon, Du Idiot!“) und los geht’s. Sowieso war dieses Rennen, so cool auch das Fahren an sich war, atmosphärisch das angespannteste, was ich bis jetzt erlebt habe. Die Rangeleien in der Wechselzone sollten auch bei fortgeschrittener Renndauer nämlich nicht besser werden und auch sonst waren ein paar echt unentspannte Typen von der Partie – so zum Beispiel die Pflaume im Zelt neben uns, die ihren Betreuer nach allen Regeln der Kunst in die Ecke gestellt hat, nur weil der kurz den Ersatzakku für Chefs Funzeln suchen musste. Oder der Mensch, nein, ich nenne keine Namen, der uns als Kindergarten bezeichnete, nur weil wir im Achterteam fahren.
Achso, ich wollte ja noch sagen, wie schlimm es war – und wie die Strecke war. Zuerst zur Strecke: Besser als gedacht. Schnell, winklig und dadurch auf ihre Weise wieder anspruchsvoll. Und jetzt das Schlimme: Mein Unheil nahm ab der zweiten Runde, also meiner ersten, seinen Lauf. Auf der zweiten Abfahrt habe ich meine Trinkflasche verloren und um die Zeitvorlage für die erste Wertungsrunde nicht kaputt zu machen, bin ich natürlich weitergefahren. Normalerweise ist das auch vertretbar, waren es doch nur noch sieben Kilometer bis zum Wechsel, doch diesmal hatte ich eindeutig falsch eingeschätzt, wie sehr mir die unglaublich heißen Bedingungen (30 Grad im Schatten und über die meisten Streckenteile pralle Sonne) zu schaffen machen sollten. Entsprechend fühlte ich mich dann auch im Ziel: Meine Atemwege waren komplett ausgetrocknet und ich habe erstmal eine Stunde rumgehustet. Außerdem kündigten sich Kopfschmerzen an, die ich mit einer Tablette zu bekämpfen versuchte. Meine nächsten beiden Runden am späten Nachmittag machten die Sache nicht besser. Ich legte mich also hin, nahm noch eine Tablette, aß etwas. Dann kam die Übelkeit und ich konnte plötzlich (dies sollte für einige Stunden so bleiben) nichts mehr trinken – was bei einem Hitzerennen eher von Nachteil ist. Ich hielt mich in Laufdistanz zum, auch nicht gerade appetitlichen, Klo und war vollkommen verzweifelt. An Fahren war nicht mehr zu denken. Dem Team nützte ich so nichts mehr und Spaß am Rumhängen im Fahrerlager hatte ich natürlich auch nicht mehr. Meine einzige Chance auf Besserung vermutete ich in der heimischen Dusche und einem Bett. Das würde mich zwar um meine Nachtschichten bringen, aber die Möglichkeit bedeuten, am nächsten Tag wieder antreten zu können. Ich war also wirklich gtraurig, das Team im Stich lassen zu müssen, und extrem schlecht gelaunt, als ich einige Zeit nach Anbruch der Dunkelheit die Strecke verließ. Nach Hause habe ich es auf wackligen Beinen dann gerade noch geschafft, bevor ich mich noch einmal mit den zwei Tellern Nudeln von vor drei Stunden befasst habe. Lecker Pasta Racing. Daraufhin fiel ich in einen totengleichen Schlaf, den mein Körper einmal um 5 und schließlich um 7 für beendet erklärte. Kurzer Check: Übelkeit weg, Kopfschmerzen weg, ab in den Olympiapark. Und was war los? Klassischer Fall von Sonnestich, denke ich.
So konnte ich am zweiten Renntag noch drei Runden und die verkürzte Schlussrunde bis auf den Coubertinplatz fahren. – Was auch wirklich gut lief. Je genauer man die Strecke kannte, desto besser wurde sie. Und plötzlich, in irgendeiner meiner letzten Runde kurz nach der Ausfahrt aus dem Waldtrail tauchte das Regenbogentrikot vor mir auf. Hach, dass ich das noch erleben darf! War ich doch tatsächlich als frischer Achterfahrer mit zudem reichlich Schlaf in der vergangenen Nacht auf den Weltmeister im 24-Stunden-Solo-Rennen, Ives Verbruggen, aufgefahren. Verständlicherweise war der Gute schon ziemlich am Arsch, schließlich war er zu diesem Zeitpunkt schon weit über 400 Kilometer solo unterwegs, was ich einfach mal vollständig krass finde. Ein Schulterklopfen, eine Anfeuerung, ein nettes Dankeschön und vorbei war die denkwürdige Begegnung. Ich enteilte, der Weltmeister blieb hinter mir im Staub und ist doch ein Radsportheld wie ich es nie sein werde – riesengroßer Respekt nicht nur vor seiner Leistung, sondern auch vor der aller Solofahrer.
Insgesamt haben wir 47 Runden zurückgelegt, was 512 Kilometern und einer Mittelfeldplatzierung entspricht. In der Nacht lief es bei den Jungs wohl ganz gut, auch wenn wir einen Kettenriss hatten, ein Wechsel nicht klappte und durch meinen zeitweisen Ausfall eben ein Mann weniger zur Verfügung stand.
Das größt mögliche Dankeschön geht an Urs und Sarah, die von der Anmeldung über den Fahrerlagerbus bis zum Pre-Race BBQ alles perfekt organisiert haben – Ihr seid echt super! Unsere Support-Mädels waren ebenfalls perfekt, Ihr habt an der steilen Grasrampe ganze Arbeit geleistet und wart auch sonst eine Riesenhilfe. Und dem Rest der Truppe sei gesagt: Fucking perfect team! Ihr seid der Hammer! Noch besser wäre es, für mich, natürlich gewesen, wenn Petra hätte dabei sein können.
Theoretisch wäre in zwei Wochen das nächste Rennen. Doch gerade verspüre ich leider akute Rad-Unlust. Außerdem kam die Fifa auf die dumme Idee, auf den gleichen Tag ein WM-Endspiel zu terminieren. Ich denke, ich werde besseres vorhaben, als im Kreis zu fahren.

Montag, 21. Juni 2010

Zurück vom Alpencross


Ich werde den Rest meines Lebens eine prägende Erinnerung an den Alpencross 2010 haben: Regen. Viel Regen.
Es gab keine Etappe, an dem wir (Bertram & Judith, Petra & ich) komplett trocken geblieben wären. OK, ein paar halbe Tage war das Wetter ganz in Ordnung. Wir konnten draußen ein Eis essen und im kurzen Trikot fahren und ein paar Berge sehen. In den Dolomiten allerdings hat es einfach durchgeschifft, was u.a. zur Folge hatte, dass wir zum ersten Mal in unserem Leben eine Shuttle-Option genutzt haben. Aber hey, wenn Du nach zwei Tagen Kälte und Dauerregen die Möglichkeit hast, Dich für 10 Euro auf den nächsten Pass fahren zu lassen, dann kann mich der selbstauferlegte Ehrenkodex mal gewaltig an der Tute hupen. Und wir sind im Nebel am Lago angekommen. Gibt geileres.
Zur Strecke sei gesagt: Wir sind kurz unterhalb des Brenners gestartet, haben die alte Militärpiste am Brenner Grenzkamm genommen, dann einen dreitägigen Schlenker durch die Dolomiten (Geislergruppe, Seiser Alm, Mahlknechtjoch, Fassatal, Karerpass) gemacht und sind schließlich über Andalo an den Gardasee gefahren. Highlights waren der geile Trail vom Grenzkamm runter, die urige Übernachtung auf der Geisleralm und die kleine Trattoria in Andalo.
Neben dem Regen hat noch eine verbogene Bremsscheibe an den Nerven gezerrt. Ich habe es außerdem geschafft, erst beim Bergauffahren zu stürzen und mich 30 Minuten später nach allen Regeln der Kunst auf einer nassen Holzbrücke zu wickeln, zudem haben wir zweimal im falschen Ort eine Unterkunft reserviert (einmal im verkehrten Tal, wo es ein Dorf mit gleichem Namen gibt und einmal in einem Ortsteil, der 1.000 Höhenmeter oberhalb des anvisierten Brixener Stadtkerns lag). Aber wir leben, haben die Alpen bezwungen und sitzen glücklich wieder an Schreibtischen, wo wir an das nächste Mal denken.
Nächstes Wochenende ist das 24 Stunden Rennen. Die Strecke mit dem schlechtesten Ruf der Welt wartet. Falls es regnet, verlange ich mein Geld zurück.

Bis dahin, seid gut,

Christian.

P.S.: Das obige Bild ist das einzige, dass ich mit der Handycam geschossen habe. Bertram war diesmal für die Fotos zuständig.

Donnerstag, 10. Juni 2010

Teufels Küche





Es ist viel passiert in den letzten acht Tagen. Wo fange ich an? OK, hinten: Der Tegernsee Marathon. Quasi ein Heimspiel, da wir das Tegernseer Tal mal großzügig zu München dazurechnen können. Ich wollte perfekt vorbereitet an der Startlinie stehen. Das heißt in meinem Fall: Körperliche Unzulänglichkeiten durch treffsichere Rahmenbedingungen ausgleichen. Also das Bike geputzt, die Beine rasiert und rennfähiges Material verbaut: Die Rocket Rons kamen wieder drauf, zudem ein neuer Vorbau von Syntace, der für Schmerzentlastung im Rücken sorgen sollte und ein Satz Ergon-Griffe, die meine Probleme mit der Handmuskulatur entschärfen helfen. Diese, dafür dass es sich um Lenkergriffe handelt, wirklich sauteuren Dinger machten die ganze Sache dann doch noch hektisch (und hey, ich hatte wirklich alles getan, damit genau dies nicht eintritt – ich hatte sogar eine Packliste). 5 Newtonmeter sind das angegebene Anzugsmoment für die Klemmschraube. Ich kann berichten: Sie bricht bei genau 4 NM. Gut, dass der Obi um die Ecke bis 20 Uhr aufhat. Und dann durfte natürlich die Sportlernahrung nicht fehlen. Zusammen mit Matthias haben wir also noch ein bisschen Schwein auf den Grill gelegt und bayrisches Bier gezischt. Yeah, that’s racing, Baby.
Als wir am nächsten Morgen im Starterfeld standen, wollte ich am liebsten wieder heim. Es war heiß. So heiß, dass wir schon beim Warten im Starblock geschwitzt haben. Was stand da noch gleich in der Ausschreibung? 2600 Höhenmeter? Herzlich willkommen im Reich der Vollidioten, es ist angerichtet für einen wundervollen Sonntag.
Also, das Rennen: Es gab drei Berge, von denen der erste steil, der zweite moderat und der dritte ein Arschloch war. Berg 1 lief in Ordnung, nach einer guten Stunde waren Matthias und ich drüber. Insgesamt hat das Rennen in dieser Phase recht stark unter dem großen Teilnehmerfeld gelitten, was das Fahren ziemlich unkonstant und unrhythmisch machte.
Berg 2 war geil. Matthias und ich waren immer noch zusammen und haben so langsam den Gashahn aufgerissen. Als ich mich das erste Mal traute, auf die Uhr zu sehen, wurde mir so langsam klar, dass heute ein ziemlich guter Tag werden könnte. Ein Finish unter fünf Stunden konnte drin sein.
Dann kam Berg 3, der den Umständen entsprechend vertretbar war. Immerhin bin ich mehr gefahren als bei meinem Trainigsride auf der Rennstrecke eine Woche zuvor. Mittlerweile war mir Matthias enteilt und mit wechselnden Leidensgenossen ging die Sache irgendwie rum. Die lange Schleife zurück durchs Tal zu Start und Ziel war dann die Gelegenheit noch mal alles zu zünden. Hat geklappt: Der Gang war groß, die Beine brannten und im Ohr war Aerosmith (nein, natürlich nicht per Kopfhörer, es war vielleicht der kleine Vogel in meinem Hirn, der zuviel Adrenalin getrunken hatte): Ain’t no mistaken, my body’s shakin’, my souls’s been taken, by a devil with a new disguise. The girl’s so witchin’, my backbone’s twitchin’ cause down in hell’s kitchen the devil’s got a new disguise. Jaja, geil.
OK, genug pathetischen Scheiß erzählt. Im Ziel waren es 4:45 h, passt doch.
Petras Rennen war in Ordnung. Leider war sie gesundheitlich angeschlagen und konnte deshalb nicht ganz so, wie sie wollte. Zudem kam ein Problem mit einer wandernden Sattelstütze dazu. Ich habe ihr Ergebnis gerade nicht im Kopf, aber am Ende hatte es dann doch noch für eine ordentliche Platzierung bei den Damen gereicht. Matthias hatte ein gutes Rennen und kam bei ungefähr 4:25 ins Ziel. Als sehr guten Abfahrer hat ihn die Singltrail-lastige Strecke noch stärker gemacht und auch die Qulitäten seines Nicolais konnte er da natürlich voll ausspielen.
Ja, wir bewegen uns ja gerade rückwärts durch die Zeit und so sollte ich noch erwähnen, dass wir direkt vorm Marathon zwei Tage am Gardasee verbracht haben. Die Sonne schien, wir sind ein bisschen Radgefahren und haben uns die Bäuche viel zu voll geschlagen (unter anderem mit dem weltbesten Tiramisu). So wird’s gemacht.

Tschö mit ö,
Christian

Mittwoch, 2. Juni 2010

Hier regnets uns zu sehr

Also mal schnell über den Feiertag an einen der schönsten Plätze der Welt, wo ich leider viel zu lange nicht mehr war. Jaaahaaaa, off to Lago di Garda, noch schön ein paar Pizzen reinknallen, damit es sich am Sonntag auch besser die Berge hochtritt.