Sonntag, 22. August 2010

Stand-by


Es dauert noch eine Weile, bis ich wieder locker durch die Gegend gleiten kann. Das Knie muckt vor sich hin, die OP-Wunde ist unter einer dicken Schicht Verband versteckt und meine unbändige Muskulatur eingeengt in eine Gehschiene. Dort macht sie vor allem eines: Abbauen. Das bestätigen auch die Ärzte: Die Muskeln nehmen rapide ab. Nach ein paar eher mühsehligen Übungen habe ich jetzt erstmal gehörigen Muskelkater. Immerhin positiv: Der Verdacht auf Kahnbeinfraktur hat sich nicht bestätigt. Die Verstauchung der Hanwurzel muss trotzdem drei Wochen mit Grips ruhiggestellt werden. Natürlich rechts. Toll. Langsam aber sicher schleiche ich mich aus dem Medikamentencocktail aus Schmerzmitteln gegen Brustprellung und Bein raus, das Antibiotika gegen etwaige Entzündungen muss ich noch ein paar Tage nehmen. Alles langweilige Informationen? Finde ich auch, mich langweiligt diese Sache auch erheblich. Soviel tote Wartezeit bei Ärzten, soviel länger dauert es, von A nach B zu kommen oder diesen Text hier zu tippen. Dabei heitert mich allerdings der Gedanke daran, wie gut ich es den Umständen entsprechend erwischt habe, auf. Bei dem Einschlag hätte die Sache auch ganz anders ausgehen können.
Ich habe in den letzten Tagen viel an die vergangenen Rennen und Bikewochenenden zurückgedacht und bin ein bisschen stolz darauf, was wir in dieser Saison so alles gemacht haben. Außerdem denken wir über die Anschaffung zweier Low-Budget-29er für den Winter nach. Während der Freitagstour bei SiS hab ich die großen Räder mal ausprobiert. Der Unterschied ist wirklich frappierend und birgt zweifelsohne seine Qulitäten. Auf die quirligen 26er will ich sicherlich nicht verzichten, aber eine schöne Ergänzung wäre so ein 29er allemal...

Sonntag, 15. August 2010

Autschn


Das ist das Resultat des gestrigen Ischgl Ironbike: Ein Schleimbeutel weniger, Verdacht auf Kahnbeinfraktur, ein paar weitere Kratzer, aber ein Finish auf der Mittelstrecke (Veranstalterangabe: 50 km, 2.000 Höhenmeter) unter vier Stunden. War es das wert? Sicherlich nicht, aber das hilft jetzt auch nichts. Der Satz, dass Stürze nunmal beim Rennenfahren passieren, ist zwar abgedroschen, letztlich aber doch wahr. Mich hat es in einer ausgewaschenen Rinne rund drei Kilometer vorm Ziel (nach einem ansonsten schönen und gut eingeteilten Rennen) erwischt. Mit einem Bein bin ich dann noch bis Ischgl ins Ziel gefahren. Wäre so etwas weiter oben passiert, hätte ich ein bisschen Heli fliegen dürfen. Die Rennsaison ist damit vorbei, aber das war eh so geplant. Schön war's, auch wenn ich mir das Ende schmerzfreier vorgestellt hatte.

Sonntag, 8. August 2010

S war SiS


Und es war geil! SiS ist das beste Rennen der Welt und heute für mich das, was früher einmal Weihnachten war. Verdammt geil erleben zu können, dass man vor lauter Vorfreude nicht einschlafen kann. Ein Grund dankbar zu sein, wenn man als erwachsener Mensch (ok, das nehme ich zurück, aber immerhin als jemand, der stark auf die 30 zu läuft) die Tage rückwärts zählt. Aber was heißt hier Rennen? SiS ist zwar auch ein Rennen, aber vor allem noch viel mehr. Ein Fest der Liebe am Biken in Zeiten von Bremskennlinien in Hochglanzmagazinen und Einheitscarbonschüsseln, auf denen entweder Cube oder Canyon steht. Haben Sie Fahrstil? An diesem Wochenende definitiv – Woodstock, Wacken, Weidenthal!
Wir waren dieses Jahr zum dritten Mal bei SiS dabei und endlich haben wir uns auch richtig Zeit nehmen können dafür. Am Donnerstagabend haben wir den Bus am Zieldownhill geparkt und uns danach die Bäuche beim Kommando Pfifferling in der Dorfkneipe voll geschlagen. Am Freitag gab’s eine geführte Tour über ein paar Pfälzer Wald Trails. Petra und ich haben uns dabei für die äußerst lebenswerte gemütliche Variante mit ausführlichem Biergartenbesuch entschieden. Als wir zurück auf dem Festivalgelände waren, war dann auch unser Team vollzählig. Neben Matthias aus Sindelfingen waren Judith und Bertram aus Stuttgart und Sven und Christiane aus Karlsruhe mit am Start. Wir kühlten die Kehlen und zogen als es dunkel wurde zur Blockhütte. Schlammbeim sorgten für dirty Rock and Roll – das Bier spritze durch die Menge, die Ohren klingelten und der aktuelle SiS Hit namens S is SiS blieb hinter seinen legendären Vorgängern kein Stück zurück. Betrunken und glücklich fielen wir in die Betten.
Samstag war Renntag, oder eher Rennnacht. Start bei kalendarischem Sonnenuntergang (irgendwann kurz vor 9), Zielschluss bei kalendarischem Sonnenaufgang (ungefähr um sechs Uhr morgens). Bis es abends endlich losging blieb reichlich Zwischenzeit totzuschlagen, in der wir Bier verschenkten, die Kids beim Kinderrennen angefeuert, viel gegessen und ein bisschen geschlafen haben.
Also, das Rennen. Petra, Judith, Sven und Bertram starteten als Schlafentzug statt Schlafanzug II und machten eine große Party draus. Die vier beschimpften alle überambitionierten, tranken mit den Streckenposten und einem Typen im Biene-Maja-Kostüm Bier und waren einfach sehr SiS.
Und Matthias und ich hatten als Schlafentzug statt Schlafanzug I eine saugeile Nacht. Yeah, Rock n Roll, wir haben’s jucken lassen! Im Zweierrhytmus wechselten wir durch, fluchten ab circa halb vier morgens über den Regen, froren und schwitzten und schworen, im nächsten Jahr nur noch zum Bier trinken zu kommen, und hatten um sechs Uhr morgens, wenn wir uns nicht verzählt haben, 14 Runden zu verbuchen, jeder sieben, was zusammen rund 160 Kilometern und jeder Menge Motivationssuche im dunklen Wald entspricht. Ich war bei der Siegerehrung leider zu tot, um wirklich die Rundenzahlen der Schnellsten mitzubekommen, aber ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und sage, dass wir ganz zufrieden sein können.
So, jetzt ins Bett. Schlafen, viel und tief.